REZENSIONEN

"Ein Schiff wird kommen"

"Juliet Forrester soll Zeitsprünge an Bord eines interstellaren Luxusliner untersuchen. Doch offenbar befindet sie sich in einem Film, der auf einem Kurzfilm-Festival der 70er von Merlina Mercouri betrachtet und hin- und hergespult wird.
Unstimmig und akausal. Aber stilistisch hervorragend geschrieben und sehr spannend inszeniert.So wird aus einer in sich nur eingeschränkt konsistenten Geschichte eine lesenswerte SF-Story über parallele Welten."

a3kHH, 31. Jli 2011, www.scifinet.org

 

"Rundschau: Schöne Neue Dritte Welt"
"16 Kurzgeschichten für den 16. Band der Science-Fiction-Reihe des Wurdack-Verlags - die Bandbreite reicht von Besuchen auf anderen Planeten über die Auflösung dessen, was wir als Realität empfinden, bis zu Einblicken in eine ebenso nahe wie düstere Zukunft ... - Die für "Die Audienz" versammelten AutorInnen dürften zumindest denen, die gerne Anthologien und Magazine lesen, zum größten Teil bekannt sein; einige davon - etwa Karsten Kruschel oder das HerausgeberInnen-Duo - haben auch bereits einige Romane auf dem Konto.
Schwarzherzigen Spaß bereitet "Finja-Danielas Totenwache" von Nadine Boos, worin die Titelheldin zur Totenwache mit anschließender Wiederauferstehung im Klonkörper lädt ... - Komik bietet auch "Ein Schiff wird kommen" von Regina Schleheck, die die vermeintlich harmlose ältere Lady Juliet - eine Art interstellare Miss Marple mit einem Koffer voller Sexspielzeug - an Bord eines Kreuzfahrtraumers gehen lässt, der von wiederholten Zeitsprüngen durchgerüttelt wird. Dort wird Juliet einen Realitätsbruch der ganz besonderen Art erleben - keineswegs komisch gemeint hingegen der, unter dem die Titelheldin in Bruna Phlox' "Hör auf die Wahrsagerin, Nishka!" leidet ...

Schleheck steht in der Anthologie mit ihrer Krimi-Vorliebe übrigens keineswegs alleine da ..."

Jürgen Josefson Doppler, 29. Mai 2010, www.derstandard.at

"Haben Sie schon darüber nachgedacht, wie Sie die Zeit nach Ihrem Tod verbringen wollen? Oder ob Sie den nächsten Gesundheits-Check-up ohne eine saftige Beitragserhöhung überstehen werden? 15 Science-Fiction-Autoren erzählen vom Leben in den Städten der Zukunft, in virtuellen Welten und auf fremden Planeten, die verblüffende Ökosysteme hervorgebracht haben ...

Regina Schleheck: Ein Schiff wird kommen

Die erfahrene Agentin Juliet begibt sich als verdeckte Ermittlerin an Bord der "Eden for Orbiting Seniors" (EOS). Immer wieder kam es auf dem Schiff zu unerklärbaren Zeitsprüngen und Deja Vus, von denen die gesamte Mannschaft betroffen ist ...

Das Schöne an der Science-Fiction ist, dass es hier möglich, ja sogar notwendig ist, Elemente anderer Genres einzufügen, während die Science-Fiction nur den äußeren Rahmen formt. So finden sich in "Die Audienz" höchst abwechslungsreiche Ausprägungen der Science-Fiction, wie die parabelhafte Titelstory "Die Audienz" von Frank W. Haubold, gleich gefolgt von Bruna Phlox "Hör auf die Wahrsagerin, Niksha", die einen zwischenmenschlichen Hoffnungsschimmer in die allvernetzte, anonyme Welt der virtuellen Begegnungen schickt. Bernhard Schneiders "Sarah" ist ein perfekt aufgebauter, in die Zukunft verlegter, Horror-Shortie, der dem Leser mit seinem unerwarteten Ende den Boden unter den Füßen wegzieht. Hätte sich Edgar Allan Poe für SF interessiert, wäre vielleicht eine Story wie "Sarah" herausgekommen. Humoriger geht es in Regina Schlehecks "Ein Schiff wird kommen" zur Sache, in dem eine Agentin seltsame Zeitsprünge untersucht und am Ende ihre eigene Realität hinterfragen muss ...

Abwechslung ist Trumpf in den Science-Fiction-Antholgien aus dem Wurdack-Verlag. Auch "Die Audienz" vereint doppelbödige Komödie, existenzielles Drama, großartige Space-Opera-Elemente, irdische Mikrokosmen, Abenteuer-SF, Sinnbildliches, sowie überspitze, weitergedachte Spiegelungen unserer Gesellschaft. Obgleich einige Geschichten meines Erachtens einfach zu kurz geraten sind ("Ein Schiff wird kommen", "Ausgespielt"), überzeugt jeder Beitrag auf eigene Art mit seiner Story und/oder Aussage."

Elmar Huber, 03. Juli 2010, www.phantastik-couch.de

"Nehmen sie einmal an, die Fiktionen und Charaktere welche unsere Leinwände, unsere Mattscheiben bevölkern, wären gar nicht so fiktiv, wie wir denken. Und dann passierte noch das Undenkbare: es gelänge einer dieser Fiktionen mit dem Medienkonsumenten zu interagieren, ihn zur Rede zu stellen. Man hat beim Lesen dieser Geschichte eine leises Déjà-vu, sofern man den Film "The 13th Floor" gesehen hat. (...)
Fazit: Hochkarätige SF-Geschichten erwarten den Leser auf den 214 Seiten des Buches und keine der Erzählungen lässt Langeweile aufkommen. Gewisse Ideen sind nicht ganz neu, aber aus einem neuen Blickwinkel beleuchtet und in einen oft auf den ersten Blick befremdlichen Kontext gestellt. Die aus meiner Sicht in sich stimmigste, ausdrucksstärkste und flüssigste Erzählung ist jene von Karsten Kruschel “Ende der Jagdsaison auf Orange". Er schafft es aus meiner Sicht mit Abstand am besten in der dichten Kompaktheit der Kurzgeschichte eine Welt entstehen zu lassen, deren Enden zwar sichtbar, aber de facto immer am Horizont bleiben werden."

Wolfgang Kucher, 17. September 2012, die-kuchers.at

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