REZENSIONEN

"Wenn Drachen Sachen machen

"Wenn man jetzt eine typische Schlehecksche Kurzgeschichtensammlung erwartet, also z.B. merkwürdige Todesfälle wie in ihren Krimis, so täuscht man sich. Wir haben hier eine bunte Mischung aus allem, was diese Erzählerin sonst so ausbrüten kann.
In diesem Kurzgeschichten-Band sind 28 Welten erzählt, dazu ein Essay zum Wert eines Märchens und eine Bibliografie. Denn dieses Buch ist eine Sammlung aus dem Schaffenswerk der Autorin. In der Bibliografie wird aufgelistet, woher die einzelnen Geschichten stammen. Dabei ist der Essay ein bisher unveröffentlichter Beitrag zum Thema Märchen.
Das Inhaltsverzeichnis ist vorne im Buch, was ich sehr angenehm finde. Die Palette der Geschichten ist bunt gemischt, wie schon oben im Klappentext erwähnt. Dabei hat man den Eindruck, dass es mit normalen menschlichen Geschichten anfängt und je tiefer man in das Buch versinkt, desto abenteuerlicher und fantastischer werden sie. Dabei kommt nicht die “böse” Seite von Regina Schleheck zum Tragen, wie sie sie gerne in ihren Krimis frei lässt, sondern hier wird, durch das Mittel des Märchens und schön geschriebenen Geschichten, eine hintergründige Welt aufgebaut, die mit manchmal sanften Worten trotzdem einen Abgrund auftun. Sie ist dabei nie belehrend, sondern sie lässt den Inhalt der Geschichte wirken, was eine wesentlich bessere Wirkung beim Leser erzeugt, wie ich finde. So kann jeder seine eigenen Gedanken zum Thema machen. Wie erfrischend.
Regina Schlehecks Geschichten sind immer sehr gut lesbar und es kommt nie Langeweile auf. Nicht nur, weil es ein Band mit Kurzgeschichten ist, sondern weil der Schreibstil immer abwechslungsreich ist und es Spaß macht, auf den Seiten zu schmökern. Diesen Band nimmt man einfach gerne in die Hand. Die Schriftgröße hätte gerne ein Ticken größer sein können, aber das behindert den Lesefluss kaum. Außer, die Lesebrille funktioniert nicht mehr korrekt.
Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und es hat Spaß gemacht, den Welten zu folgen, die die Autorin hier vor einem öffnet.

Ralf "Searge" Pappers, Das Lese- und Hörcafé, 23. September 2023

 

"Nicht weniger als achtundzwanzig (28) Kurzgeschichten, die die Bezeichnung kurz nun endlich einmal auch verdient haben, erwarten den Leser. Regina Schleheck hat ihren Titel ganz bewusst um den Begriff „Märchengeschichten“ erweitert. Es ist auffällig, dass die Art und Weise, wie sie ihre kurzen Preziosen kredenzt, an klassische Märchen erinnert.
Zumeist gehen die Erzählungen nur über zwei, drei Seiten, was ausdrücklich nicht heißen soll, dass uns nicht etwas erwartet, das uns berührt. Berührt deshalb, weil die Autorin immer wieder Themen aufgreift, die sie beschäftigen, die ihr wichtig sind. Auffällig dabei, dass das Verlassen werden der (Ehe-)Frau in der Partnerschaft, das Zurückbleiben von Frau und Kind, wenn sich der Mann eine Jüngere, eine Attraktivere sucht, wiederholt thematisiert wird. Daneben unterhält Schleheck uns immer von Neuem auch durch phantasievolle Exkurse, wobei so manche der Beiträge ganz im Hier und Jetzt fußen, kein phantastischer Bezug erkennbar ist. Dabei haben viele Beiträge das Potential uns zu berühren, gerade die Schicksale, die die Verfasserin ins Zentrum der jeweiligen Handlung stellt rühren uns ob der nachvollziehbaren Verletzlichkeit der jeweiligen Protagonisten.
So ist dies ein kleiner, schmaler Band mit Geschichten, die es wert sind, dass man sie nicht en block, sondern nach und nach goutiert und auf sich wirken lässt. Keine weltbewegenden Gefahren, keine dramatischen Kämpfe erwarten uns, sondern etwas, das wichtiger ist: persönliche, nachvollziehbare Schicksale."

Carsten Kuhr, Phantastiknews, 22. August 2022

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