REZENSIONEN

"Klappe zu - Balg tot"

"Jetzt sitze ich im Zug und verschlinge deinen Kurzgeschichtenband "Klappe zu Balg tot". Ganz grosses Kino!! Danke!!"

Annette Meisl, Autorin, Musikerin, Veranstalterin, Facebook-Kommentar, 11. Juni 2022

 
"Ein Adventskalender der schaurig-schönen Art: 24 Kurzgeschichten vom Bösen im Menschen, das unerwartet auftaucht oder immer latent vorhanden war. "Im Fernsehen hab ich mir eine Sendung angeguckt. Da waren Bilder von solchen Würmern, die im Fruchtwasser schwammen. Hätten auch eingelegte Krabben sein können, sie zuckten halt nur manchmal."
Dierdorf/Karlsruhe. Der Kindsvater will das ungeborene "Balg" nicht haben. Der Begriff setzt sich in Marias Kopf fest und gebiert Reaktionen, die keiner wollte. Balg: Ein Wort wie eine Kanonenkugel.
Ganz anders "Martins Lingam", Sinnbild erotischer Beziehung, er darf samt Blumengirlande im Kulturbeutel mit auf Reisen gehen. "Mein Frank" zeigt das unbedingte Vertrauen einer Mutter in ihren Sohn, allen Beschwerlichkeiten und Anschuldigungen zum Trotz: „Dass die Polizei dann mein Frank geholt hat, das war ja ne ausgemachte Schweinerei. Von wegen Erpressung, Nötigung, Zuhälterei, gefälschte Papiere! Der kann doch gar nich lesen und schreiben!"
Eine Frau, die in der Abwärtsspirale ihres Berufslebens hin und her schlittert, wird durch die Arbeit in der Endkontrolle von Schokoladen-Weihnachtsmännern zur lustvollen Schokoladenmann-Fetischistin.
"Ich war eine schwere Geburt. Das erste Kind, das meine Mutter und mein Vater zustande gebracht hatten ... Als mich die Hebamme barg und hochhielt, war das erste, das meine Mutter ausrief: "Himmel, ist der hässlich!" Trotz "Glückshaube" blieben Hässlichkeit und Unglück dem Kind treu – bis zur Tombola der Schützenbrüder.
Schwarze Brüder oder "Gottes schwarze Schafe" treiben ihr lustvolles Unwesen in Gotteshäusern, während ein Penner eine Brieftasche mit allen Ausweisen findet und der Eigentümerin zurückgibt. Eine Schwägerin arbeitet beharrlich daran, den Platz der Mutter ihrer Nichte einzunehmen, nach dem Motto "Weggegangen – Platz vergangen". Eine Witwe träumt davon, beim Aufwachen Sonne auf der Hoteltapete zu sehen. "Knirschen" ist ein Geräusch, das traumatisiert oder erlöst, je nach Situation. Überlebenstechnik kann man von einem Kater lernen und Moral braucht hinten und vorne Luft. Erkenntnisse, die beim Lesen die Luft rauben.
Alle Geschichten erzählen von Beziehungen zwischen Menschen, die sich lange kennen und von Menschen, die sich gerade erst begegnet sind. Auf dem Motorrad, in der Havanna-Bar oder im Taxi. Die Beziehungen nehmen unerwartete Wendungen, die manchmal anrührend, oftmals bösartig oder makaber und manchmal sogar tödlich sind. Die Protagonisten sind blasse Durchschnittsmenschen oder extrem wie Wilma: "Wilma hat schon einen ganz schönen Knall. Man kann ihr ja einiges nachsagen, nur nicht, dass sie wüsste, wie man sich benimmt."
"Ich kann ja auch gehen" oder "Du kannst ja auch gehen", sind oft geäußerte, aber selten in die Tat umgesetzte Floskeln. Normalerweise. Und mit "Schweinigeleien" kann Telefonsex gemeint sein: "Jeden Abend punkt zehn Uhr vibriert mein Handy. Das ist der Erich mit seinen Schweinigeleien. Seine Frau ist um diese Zeit gerade mit dem Goldenen Blatt ins Bett gegangen und Erich sitzt dann alleine vor dem Fernseher und kriegt das ärme Dier, wie wir hier im Rheinland sagen." Der Schluss ist unvorhersehbar.
Der Leser muss auf einiges gefasst sein, Regina Schlehecks humorig-perfide Fantasie ist nicht als Einschlaflektüre geeignet. Die Kurzgeschichten setzen das Kopfkino in Schwung an tristen Winterabenden, wenn man mit einem leckeren Getränk und dem Taschenbuch gemütlich und erwartungsvoll vor dem Kaminofen sitzt."

Helmi Tischler-Venter, 06. Dezember 2021
 

""Klappe zu - Balg tot". (Die Geschichte) ist kurz und knapp mit Worten, zeigt eine zutiefst erschütternde Tragödie auf, wie sie wohl auch vorkommt, aber man hofft inständig, dass sie nicht wahr sein möge. Ein absolut großartiges literarisches Kabinettstückchen!"

Jutta Rumler, facebookrezension, 23. März 2021
 
 
"Familienmitglieder. (Ehe-)Partner. Nachbarn. Ein Mönch. Ein Taxifahrer. Ein Bettler. Alle haben in diesem Buch etwas gemeinsam: Sie sind fies, intrigant, rücksichtslos und rachsüchtig. Sie haben eine dunkle Seite, die sie ausleben. Die Gewalt trifft sowohl Männer als auch Frauen und Kinder. Und auch Schokolade spielt eine große Rolle, eine erotische Rolle sogar.
Die 24 herrlich rabenschwarzen Kurzgeschichten haben eine erstaunlich große Bandbreite, von witzig über bitterböse bis morbid ist alles dabei. Ebenso vielseitig ist die Sprache, die in einigen Geschichten recht derb ist, während andere Geschichten brillant formuliert sind. Eine gelungene Mischung."

Petra Samani, buchblinzler.blogspot.de, Mai 2016


"Regina Schleheck erzählt in ihren bitterbösen Kurzgeschichten von menschlichen Abgründen, die manchmal logisch und erklärlich sind, manchmal aber auch nicht. Von Letzteren erfahren wir in der heutigen Zeit leider immer mehr und stehen oft vor Rätseln. Die Geschichten sind spannend und auch unterhaltsam erzählt. Sehr interessante und lesenswerte Lektüre."

Dieter Feuser, 30. Mai 2016, Amazon-Rezension

"Bitterböses mit Sahnehäubchen"
"Das ist manchmal so in der Krimi-Welt: Eine Frau schreibt die besten Storys, doch ihre Bücher finden sich selten vorn in den Regalen der Buchhandlungen. So geht es bisher auch Regina Schleheck. Die Kölner Lehrerin (und Mutter von fünf Kindern) ist von Kritikern hoch gelobt, ergattert jedes jahr neue Literaturpreise (u.a. den begehrten Friedrich-Glauser-Preis). Wie sie schreibt, was sie kann, zeigt sich in diesem wieder aufgelegten Buch - bitterböse Kurzgeschichten mit einem Klacks Humor und Sex als Sahnehäubchen. Das erinnert an die schwarzhumorigen 70er-Kult-Stories "Küsschen, Küsschen" und macht Appetit auf weitere Krimi-Kost aus dem Hause Schleheck."
Urteil:
Spannung: vier von vier Punkten
Erotik: drei von vier Punkten
Humor: drei von vier Punkten
Anspruch: vier von vier Punkten

Horst Stellmacher, Agentur für Medieninformation, Kölner Sonntag-Express, 10. Januar 2016

"Die Autorin Regina Schleheck ist für abstruse, abgedrehte, aufregende, aufwühlende und anregende Geschichten bekannt. Ihr Humor ist manchmal rabenschwarz und sarkastisch, steht aber immer irgendwie auf der menschlichen Seite, ohne sardonisch oder sadistisch zu sein. Die Morde ihrer Protagonisten ergeben sich immer aus deren Erlebnissen, ihren Erfahrungen und deren Hintergrund. Wie der Untertitel dieses Bandes eben auch schon so schön anpreist. Aber es muss nicht immer ein Mord oder ein sehr merkwürdiges Dahinscheiden sein. Wer kommt auf die Idee, einen Menschen in siedendem Fett zu ertränken? (Nein, das ist kein Spoiler, sondern kommt in einer anderen Geschichte vor). Aber Regina kann auch anders. Ich darf mir den Vornamen erlauben, denn wir kennen uns tatsächlich schon eine Weile.
In der Kurzgeschichtensammlung "Klappe zu Balg Tot - Bitterböse Kurzgeschichten", in der dritten Auflage, geht es eben nicht nur um abgedrehte Morde, aus den Irrungen und Wirrungen der Menschen. Nein, sie kann auch "verrückte" Geschichten erzählen, die vollkommen ohne Leichen auskommt, was ich persönlich äußerst sympathisch finde. Dabei wandelt ihre Sprache von geschliffenen Worten bis hin zu einer "Schnodderschnauze", bei der der Leser sofort weiß, woher die Person kommt und aus welchem Umfeld sie stammt. Großartig umgesetzt und niemals beleidigend oder herabwürdigend. Ebenfalls großartig!
Es macht einfach Spaß sich abends noch für einige Zeit hinzusetzen, und in das Universum der Frau Schleheck einzutauchen. Wer sie einmal in einer Lesung erlebt hat, hört ihre Stimme beim Lesen, als wenn sie die Geschichte vorliest. Die Art, wie sie vorträgt und betont, macht einfach nur Spaß. Wenn der geneigte Leser also einmal die Möglichkeit hat, einer Lesung beizuwohnen, so sollte er dies unbedingt wahrnehmen. Aber eigentlich ist das ein anderes Thema. :)
Die 24 bitterbösen Kurzgeschichten sollte man genießen und nicht in einem Happen herunterschlingen. Nur in den einzelnen Häppchen kann sich das Bitterböse entfalten, den Gaumen hinunterrutschen und ein Schaudern erzeugen. Man sollte sie genießen, die Abgründe der Menschlichkeit, die Regina Schleheck hier in mannigfacher Ausführung darbietet. Mir war es ein Genuss!"

Ralf "Searge" Pappers, 18. November 2015, Das Lese- und Hörcafé

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